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Coca und Kokain

Coca und Kokain

Christian Rätsch, Jonathan Ott

Es gibt kaum eine Pflanze, die in der Kulturgeschichte, der Kunst und Chemie so viel Staub aufgewirbelt hat wie der Cocastrauch, die Mama Coca, deren Seele und Kind das Kokain ist. Das Kokain hat Millionen von Menschen inspiriert, als Priem, im Mariani-Wein, in Coca-Cola, als pharmazeutisches Kokain-Hydrochlorid oder Schnee vom Schwarzmarkt. Die Kulturgeschichte der Pflanze und der daraus gewonnenen Chemikalie wird von den Autoren, international anerkannten wissenschaftlichen Experten, in all ihren Facetten dargestellt. Von der Pflanze und ihren Samen bis zur weissen Linie, von der Chemie bis zur Alchemie. Von der Kunst des Blattes, aus Sonne, Luft und Wasser Alkaloide zu synthetisieren, bis zur Kunst, die unter Einfluss von Kokain entstanden ist. Die spannende Geschichte der Pflanze als kulturprägender Faktor in Südamerika und der kulturschaffende Prozess des in Deutschland 1859 erstmals extrahierten und beschriebenen Wirkstoffes. Eine umfassende, spannende und inspirierende Kulturgeschichte des Coca und Kokain.
Aus dem Inhalt:
- Mama Coca
- Coca-Mythologie Cocaflora
- Die Coca-Botanik
- Wo wächst was? Kokain
- Kokain, eine deutsche Erfindung
- Sigmund Freud, Vater der Kokser
- Cocartefakta: Artefakte Coca Cura: Coca als Heilmittel
- Die südamerikanische Tradition
- Ein Blick in die Apotheke
- Ein Stück Pharmaziegeschichte Coca als Nahrung
- Die Speise der Indianer
- Der Wein des Marlani
- Koka-Kunst, Coca-Cola
- Inca-Cola und verwandter Unsinn Cocadelics
- Coca und Kokain als Aphrodisiakum
- Synergismen - Was womit kombinieren?
- Coke-Cocktails
- Lexikon der Streckmittel
- La Cocamusa - Die Muse der Dichter und Denker
- Kokolores oder Poesie?
- Koks in Comics, Film und Musik

Verlag: AT-Verlag
Erschienen: September 2002
ISBN: 3-85502-707-2
Kosten: CHF 54.00 EUR 32.90
Buchdaten: 287 Seiten, Format 19.5 x 26.5 cm, Farbig und schwarzweiss illustriert gebunden, Schutzumschlag


Buchbesprechung


COCA UND KOKAIN
Ethnobotanik, Kunst und Chemie
Christian Rätsch und Jonathan Ott
AT Verlag, Aarau – 2003 - ISBN 3-85502-707-2

Der AT Verlag hat in den vergangenen Jahren schon mehrere erstaunliche Bücher über psychoaktive Substanzen veröffentlicht: Hanf, Haschisch, Räucherstoffe und Pflanzen der Liebe. Immer haben sich diese Werke neben ihren eigenartigen und auch kontroversen Themen durch seriöse Forschung, klaren Aufbau und attraktive Aufmachung ausgezeichnet.

Das trifft auch hier wieder zu. Der Altamerikanist und Ethnopharmakologe Dr. Christian Rätsch, dessen Veröffentlichungen wir an dieser Stelle schon verschiedentlich besprochen haben, hat diesen eindrücklichen Band zusammen mit Jonathan Ott herausgegeben, der ebenfalls ein international anerkannter Spezialist der Ethnopharmakologie und der Naturstoff-Chemie ist.

In solch fachkompetenter Zusammenarbeit legen uns diese beiden Autoren nun hier eine umfassende Untersuchung über „Coca und Kokain“ vor – eine Substanz also, deren Name uns wohl allen geläufig ist, über die aber die meisten von uns nur wenig wissen. Dieses schöne Buch macht es uns leicht, solche Wissenslücken nachhaltig zu schliessen. Schon der Untertitel „Ethnobotanik, Kunst und Chemie“ weist auf das ausserordentlich weite Feld hin, das hier abgedeckt wird. Ein Blick auf das gut strukturierte Inhaltsverzeichnis bestätigt dies: Eingehend behandelt werden die geografischen und botanischen Eigenheiten der Cocapflanze, die offenbar in verschiedenen Varianten vorkommt, vielfach aber auch durch vergleichbare pflanzliche Substanzen ersetzt wird, über die beispielsweise die Tafel „Cocasubstitute“ (S.32) informiert.

Weiter erforscht das Buch unter der eigenartigen Wortschöpfung „Mythobotanik“ die zahllosen Legenden und Mythen, die in den verschiedensten Ländern und Kulturen um diese Substanz und ihre bewusstseins-verändernde (bewusstseins-erweiternde…?) Wirkung entstanden sind. Wie die Autoren einleuchtend belegen, wurden – und werden immer noch! – solche Legenden oft ganz einfach deshalb gepflegt und gefördert, weil sie über die katastrophale Sucht-Abhängigkeit hinweg mogeln, die Kokain zweifelsohne herbeiführt.

Ein weiterer interessanter und attraktiv präsentierter Teil des Buches dokumentiert den Einfluss von Coca und Kokain auf Kunstrichtungen wie die Werbegrafik und die Lyrik der modernen Musik. Wer die Wilden Sechzigerjahre noch nicht ganz vergessen hat, erinnert sich bestimmt noch an einzelne Text-Fetzen bekannter Songs: „I say cocaine, all around my brain!“. Zudem ist der Bezug zwischen Coca und der weltweiten Soft Drink-Kultur selbst in den entferntesten Weltwinkeln allgegenwärtig.
Eine wertvolle und lehrreiche Ergänzung des Textes ist der Anhang (S.226ff). Nebst Gängigem wie einem Glossar und einer Zeittafel finden wir hier übersichtliche Zusammenzüge der verschiedenen Kapitel: Botanik, Geografie, Verwendung. Die umfassende Bibliografie ist von grossem Informationswert.

Es liegt natürlich die Kontroverse nahe, ob ein solches Werk mit seiner eingehenden Dokumentation über die Aufbereitung, die Wirkung und den Konsum von Coca, Kokain und Zubehör geradezu geeignet ist, dem weltweit grassierenden Drogenmissbrauch noch Vorschub zu leisten. Aber die offene Information und das konsequente Hinterfragen verworrener Legenden in dieser wissenschaftlichen Form trägt bestimmt wesentlich zur Entmystifizierung und somit zum klareren Verständnis des weltweiten Phänomens „Coca und Kokain“ bei.

Dr.phil.Christian Rätsch (geb.1957) betreibt als Altamerikanist, Ethnopharmakologe und Ethnobotaniker weltweite Forschung in Regenwaldgebieten und im Himalaya. Jonathan Ott (geb.1949) studierte organische Chemie. Beide sind bekannte Referenten an internationalen Anlässen und Autoren verschiedener Fachbücher.

Roland Nyffeler
Dietlikon/Schweiz, im April 2003


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