Schamanismus und Tantra in Nepal
Heilmethoden, Thankas und Rituale aus dem Himalaya
Müller-Ebeling, Claudia, Christian Rätsch und Surendra B. Shahiunter Mitarbeit von Mohan Rai
Nepal ist die einzige Kultur der Welt, in der Schamanismus und tantrische Techniken bis heute lebendig geblieben sind.
Dieses Buch, das Ergebnis von achtzehn Jahren Feldforschung, basiert auf dem Wissen, den Erfahrungen und Originalaussagen der verschiedenen, im Buch berücksichtigten Volksgruppen und bietet erstmals einen umfassenden Überblick über den Schamanismus in Nepal. Die tantrische Tradition wird anhand von Thankas verschiedener Volksstämme erläutert.
Farbig reich illustriert, mit Reproduktionen von 50 Thankas in hervorragender Qualität und unzähligen Fotos von schamanischen Heilzeremonien, Ritualgeräten und kulturell bedeutsamen Pflanzen, die noch nie zuvor publiziert wurden. Das Buch enthält aber auch eine Fülle von originalen Rezepturen und Räuchermischungen, wissenschaftlichen Tabellen, Grafiken und Beschreibungen von mehr als 20 Pflanzen, deren psychoaktive Eigenschaften und Gebrauch durch Schamanen bisher noch nie erforscht oder dokumentiert wurden.
Kursiv gesetzte persönliche Erfahrungen der Autoren vermitteln einen unterhaltsamen und leicht lesbaren Einstieg ins Thema.
Ein Buch nicht nur für Fachleute sondern für ein breites Publikum, das an den heute so aktuellen Themen Schamanismus und Tantra interessiert und von der Thanka-Malerei fasziniert ist.
Verlag: AT-Verlag
Erschienen: Neuausgabe Juli 2008
ISBN: 303800426X
Kosten: 49,90 Euro
Buchdaten: 319 Seiten , 28,4 x 21,8 x 2,8 cm
200 farb. Abb. zahlr. s/w Abb.
gebunden, Schutzumschlag
Buchbesprechung
SCHAMANISMUS UND TANTRA IN NEPAL
Heilmethoden, Thankas und Rituale aus dem Himalaya
Claudia Müller-Ebeling - Christian Rätsch - Surendra Bahadur Shahi
AT Verlag, Aarau/Schweiz, 2000 - ISBN 3-85502-663-7
In einer esotherischen Zeitschrift (Ja, auch das gibt’s!) entdeckte ich vor kurzem ein Inserat für eine Ausbildung zum “Basis-Schamanen 1". Ich versuchte, mir diesen Lehrplan vorzustellen: Lektion 1: Furchtlos auf Friedhof übernachten. Lektion 2: Erfolgreich levitieren. Lektion 3: Zauberwettbewerb mit buddhistischem Gegner gewinnen. Abschlussprüfung: Widersacher in wüstes Gewürm verwandeln.
Dass der Schamanismus in Wirklichkeit doch sehr viel differenzierter und subtiler ist als das, wofür ihn solche leichtfertigen Eso-Blättlein gemeinhin anpreisen, belegt dieses (in der Tradition des AT-Verlages schon äusserlich schöne) Buch eindrücklich, übersichtlich und in vielen gut verständlichen Einzelheiten.
Zuerst fällt auf, dass das Werk schon im ersten Kapitel mit einem “Gebet auf Ganesha” beginnt. Den Elefantenköpfigen anzurufen ist nämlich heute noch unabdingbares Grundgebot für Nepals Schamanen - in dem einzigen Land also, in dem das Schamanentum aktiv weiterlebt und erfolgreich versucht, sich unserer modernen Zeit anzupassen, so etwa durch verschiedene Projekte der Zusammenarbeit mit Spitälern und Heilkunde-Institutionen.
Beim Weiterblättern (mit Ganeshas Zustimmung!) fallen dann die drei wesentlichsten Eigenschaften dieses Buches immer eindrücklicher auf:
ERSTENS bestechen die minutiösen und neuen Thangka- und Symbol-Malereien durch ihre hervorragende Qualität und ihren Farbenreichtum. Als Mit-Autor hat der Kathmandu-Newari Surendra Bahadur Shahi die schon fast vergessene tibetische Mineralfarben-Malerei wieder erweckt, verfeinert und mit dem äusserst eigenartigen Newari-Stil verbunden. Was so entsteht, ist nicht nur ikonographisch exakt und deshalb lehrreich, sondern ganz einfach auch sehr schön.
ZWEITENS folgt dieses Buch dem Stil, an den uns Christian Rätsch schon mit seinen vorangegangenen Werken - über Räucherstoffe (1999), über psycho-aktive Pflanzen (1998), über Hanf (1998) und weitere - gewöhnt hat. Die Art und Form, in der das weite und tiefe Wissensgebiet hier dargestellt und behandelt wird, ist übersichtlich und klar gegliedert und deshalb wahrhaft “informativ”, also im ursprünglichen Wortsinn “belehrend”. Dieses pragmatische Dokumentations-Vorgehen bewirkt denn auch, das kein einziges Kapitel je ins Unwirkliche und Schwärmerische abhebt, was bei diesem Thema nur allzu verlockend wäre.
DRITTENS sind die drei Autoren anerkannte und gestandene Fachspezialisten. Dadurch haben sie das volle Vertrauen der Nepali-Schamanen und ihrer Gemeinden gewonnen und haben deshalb Feste und Rituale dokumentieren können, die anderen Forschern nicht zugänglich sind, und von denen all die leichten Eso-Blätter (gottseidank!) nach wie vor keine Ahnung haben. Claudia Müller-Ebeling (Dr phil) ist Kunsthistorikerin, Literaturwissenschaftlerin und Indologin, die sich seit langem seriös mit fernöstlichen Traditionen beschäftigt. Christian Rätsch (Dr phil) ist Alt-Amerikanist und Ethno-Pharmakologe. Auf langen und oft abenteuerlichen Reisen erforscht er die Wirkung der Pflanzenwelt auf den Menschen und den kulturellen Nutzen natürlicher Objekte. Surendra Bahadur Shahi ist einer der besten und bekanntesten nepalischen Thangka-Maler. Er arbeitet unter anderem als Freskenmaler in buddhistischen Klöstern in Nepal, Indien und Tibet.
Ich bin kein Eso-Freak und habe deshalb auch nicht vor, die eingangs erwähnte (und selbstverständlich sündhaft teure) Ausbildung zum “Basis-Schamanen 1" zu absolvieren. Statt dessen gefällt es mir, dieses schöne, klar gegliederte und fundiert dokumentierte Buch zu lesen und weiter zu empfehlen!
Roland Nyffeler
Dietlikon/Schweiz, Februar 2001
Buchbesprechung
SCHAMANISMUS UND TANTRA IN NEPAL
Heilmethoden, Thankas und Rituale aus dem Himalaya
Claudia Müller-Ebeling, Christian Rätsch, Surendra Bahadur Shahi
AT Verlag, Aarau-Schweiz – 2.Auflage 2008 – ISBN 978-3-03800-426-4
Eine zweite Auflage ist meistens ein deutlicher Beweis für die Qualität eines Buches. Wenn diese Zweit-Auflage erst noch praktisch unverändert – also nicht etwa „neu überarbeitet, ergänzt, erweitert“ – erfolgt, dann liegt schon fast der Verdacht auf ein „Standardwerk“ nahe. Wir hatten die im Jahr 2000 erschienene Erstauflage schon in einer 2001-Nummer der „Nepal Information“ rezensiert und haben nun, anhand dieser unveränderten Zweitauflage, unsere Bemerkungen von damals kritisch überprüft. Und wir können unser seinerzeitiges positives Urteil über dieses sehr schön präsentierte Buch heute bestätigen.
Denn es belegt in eindrücklicher und professioneller Weise, dass das Phänomen des Schamanismus wesentlich komplexer und anspruchsvoller ist, als es uns die Flut seichter „Eso-Publikationen“ weismachen will. Beim aufmerksamen Studium dieses Buches (eine Aufgabe, die uns seine übersichtliche Struktur wesentlich erleichtert) wird uns nämlich klar, dass man sich schamanistische Kräfte nicht so einfach in zwar sündhaft teuren, aber dennoch äusserst fadenscheinigen Kürslein („Basis-Schamane“, „Diplom-Schamane“ etc) im Schnellgang aneignen kann. Dazu dienen uns hier ausführliche Kapitel zum Beispiel über „das schamanische Sehen, Reisen und Fliegen“ (S.48), „die drei Welten und vier Himmelsrichtungen“ (S.67), „Avalokiteshvara, tausendarmige Gottheit der Fruchtbarkeit“ (S.106) und über andere spannende und lehrreiche Themen.
Die detailgetreuen neuen Symbol- und Thangka-Malereien fallen durch ihren Farbenreichtum und durch ihre herausragende Qualität auf. Der nepalische Mit-Autor Surendra Bahadur Shahi hat die tibetische Mineralfarben-Malerei aus der Vergessenheit wieder zu erwecken mitgeholfen und verfeinert und verbindet sie nun mit dem eigenwilligen Newari-Stil – und zwar nicht nur ikonographisch korrekt und somit lehrreich, sondern auch sehr schön.
Das Buch ist ganz in dem Stil, den uns Christian Rätsch schon mit seinen früheren Arbeiten - „Pflanzen der Liebe“ (1995), „Räucherstoffe: der Atem des Drachen“ (1999), „Coca und Kokain“ (2003) und weitere – vorgelegt hat. Mit der gleichen Professionalität stellt er hier das weit gefächerte Wissensgebiet von Schamanismus und Tantra klar gegliedert und somit informativ und lehrreich dar. Dabei ist aber kein einziges Kapitel je schwärmerisch oder esoterisch, was ja dieses Thema für andere Publikationen oft nur allzu verlockend macht.
Die drei Autoren sind international anerkannte Fachspezialisten und haben das Vertrauen der Nepali-Schamanen und ihrer Gefolgschaften gewinnen können. Das erlaubt ihnen, hier Rituale und Feste zu dokumentieren, die anderen Forschern nicht zugänglich sind. Die Literaturwissenschaftlerin, Indologin und Kunsthistorikerin Claudia Müller-Ebeling (Dr phil) beschäftigt sich schon seit langem seriös mit fernöstlichen Traditionen. Der Ethno-Pharmakologe und Alt-Amerikanist Christian Rätsch (Dr phil) erforscht seit Jahren intensiv die Wirkung der Pflanzen auf den Menschen und den kulturellen Nutzen natürlicher Objekte. Der newarische Thangka-Maler Surendra Bahadur Shahi arbeitet unter anderem als Freskenmaler in buddhistischen Klöstern in Nepal, Indien und Tibet.
Besonders wohltuend finde ich, dass das Buch mit einem „Gebet an Ganesha, den Hüter der Schwelle“ beginnt. Denn auch der Schamanismus kann den Schritt über die Schwelle zur modernen Welt, in der er durch verschiedene Projekte der Zusammenarbeit mit Spitälern und Heilkunde-Institutionen sucht, wohl nur mit Hilfe des Elefantenköpfigen bewältigen.
Roland Nyffeler
Dietlikon/Schweiz, Im November 2008